Silber-Platz für für Marie-Luise Nagels Gänsehof Platz zwei beim Wettbewerb „Saarländische Bauernhäuser“ als Lohn für die viele Arbeit, die in dem Anwesen steckt.
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Mit ihrem zweiten Platz beim landesweiten Wettbewerb „Saarländische Bauernhäuser – Zeugnisse unserer Heimat“ zeigte sich die Bliesdalheimerin Marie-Luise Nagel mehr als zufrieden. „Dass es kein erster Platz werden wird, war mir von Anfang an klar. Es ist kein freistehendes Haus, der Eingangsbereich und die Treppe erfüllen nicht die Bewertungskriterien“, sagte sie, nachdem sie ihr südwestdeutsches Bauernhaus mit Krüppelwalmdach in der Wendelinusstraße vor Tagen der zehnköpfigen Jury präsentiert hatte. Gemeinsam mit ihrem vor neun Jahren verstorbenen Ehemann Werner Joch habe sie das Anwesen, nachdem es in einem Zeitschrifteninserat zum Verkauf angeboten worden war, 1987 „als furchtbare Ruine“ gekauft und danach in zwei Abschnitten umfangreich und stilgerecht renoviert. So wurden neue Fenster mit Fensterläden, eine neue Haustür eingebaut, ihm ein Biberschwanzdach und eine runderneuerte Fassade verpasst. Das Paar achtete sehr darauf, dass charakteristische architektonische Besonderheiten wie Sandsteine, die Scheune mit ihrem Rundbogen und die Fluglöcher erhalten blieben. Auch wurde ein Bistro mit Galerie angebaut, in dem heute ihre Mutter lebt. „Ich habe die Schönheit des Bliesgaus entdeckt, als ich 1985 in Ensheim in der städtischen Kita zu arbeiten begonnen habe“, erinnert sie sich. Sie wohnte damals in Völklingen. Durch die Stahlkrise habe ihr Mann seinen Job in Völklingen verloren, kam über die Station Ruhland-Kallenborn in Blieskastel in eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM) in den Europäischen Kulturpark Bliesbruck-Reinheim. 1999 eröffneten die beiden auf dem Gelände und im Haus eine Gaststätte mit Bistro. "Ich
habe die Schönheit des Bliesgaus entdeckt, Weil der Gänse-Wanderweg vorbeilief nannten sie ihn Gänsehof und betrieben ihn fünf Jahre lang. Ihr neues Domizil habe eine abwechslungsreiche Geschichte, sei für sie immer noch geheimnisvoll. 1790 wurde es erbaut, beheimatete wohl unter anderen eine Handwerksfamilie mit einer Schreinerei. Die letzten bekannten Vorbesitzer waren Anna und Ferdinand Wolter. Das Doppelhaus – im vorderen Teil betrieb die Metzgerei Hierl lange Jahre einen Verkaufsladen – beheimatete in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg auch einen „Erntekindergarten“, die in ländlichen Gebieten während der arbeitsreichen (Ernte-)Monate, meist von April bis Oktober oder November, eingerichtet wurden, um eine Kinderbetreuung anzubieten, wurde in den Kriegstagen erheblich zerstört. Dass im Haus einmal wohlhabende Menschen gelebt haben müssen, so Nagel, zeigen auch die Gewände im Innern, die nicht wie bei Bauern aus Holz, sondern aus Sandstein hergestellt worden waren. Auch müsse das Haus einmal frei gestanden haben, da zwischen den Wänden zum vorderen Teil Sand-Ecksteine eingebaut seien. Zudem seien auf der Tenne in der Scheune zwei zugemauerte Fenster zu erkennen. Nachdem sie kurz nach dem Kauf schon einmal bei einem der ersten Bauernhauswettbewerbe mitgemacht hatte, dort jedoch "unter ferner liefen" gelandet war, hatte Marie-Luise Nagel keinerlei Ambitionen, sich nochmal zu meldet. Es war der Initiative und Hartnäckischkeit der Gersheimer Gemeindebediensteten Renate Bolle zu verdanken, dass sie das Bewerbungsschreiben doch noch ausgefüllt hatte. Jetzt freut sie sich über die Anerkennung der Arbeit, die sie und mit ihrem Mann in das Haus gesteckt hat. Sie fühlt sich in dem funktionalen Grundriss sehr wohl. "Der letzte Sommer hat gezeigt, wie wohltuend die kleinen Fenster sind." |