Locker dank Liszt

Klavierlehrer Jürgen Rabung erklärt, was er vom Virtuosen gelernt hat und wie er es seinen Schülern vermittelt

               Bericht vom 22./23. Oktober 2011 im Pfälzischer Merkur

Zum virtuosen Klavierspieler wird man erst und nur durch jahrelanges Üben: Das erklärt Jürgen Rabung, der an einer Musikschule selbst seit 1997 Unterricht gibt. Und auch erklärt, warum Franz Liszt ihm selbst schon viel brachte.

Zweibrücken.
Seine Finger tänzeln über die Tasten, mit strahlendem Gesicht greift Jürgen Rabung blitzschnell um, gleichzeitig bedient er spielend leicht das Fußpedal: In den Proberäumen der Zweibrücker Musikschule Kern demonstriert der Klavierlehrer die große Kunst des Musizierens. "Franz Liszts Stücke sind sehr anspruchsvoll. Sie zu spielen, hat mir vor allem technisch viel gebracht. Es hilft auch, bei vielen gleichen Bewegungen locker zu bleiben", erklärt Rabung. Wer verkrampft, klingt härter, auch wirke es sich auf die Ausdauer aus. Wichtig sei es daher, aus dem ganzen Arm heraus zu spielen und nicht nur aus den Fingern. Dann schlägt er sein Notenbuch auf, wählt ein Liszt-Stück aus und legt los: "An Liszt fasziniert mich das Virtuose, er hat die Technik sehr vorangebracht." Für einen Nicht-Musiker mutet es wie ein Wunder an, wie Rabung vor Noten nur so überquellende Seiten mit den Händen umsetzt. Sie geben vor, was seine linke und seine rechte Hand tun muss, wie intensiv er die Tasten herunterdrückt und wie schnell das alles geschehen soll.

Liszt habe etwa Beethoven- oder Schubert-Stücke fürs Klavier adaptiert, die teilweise im Original von einem Sänger begleitet worden seien. Liszt machte aus dem Gesangs- einen weiteren Klavierpart, variierte auch Melodien in der Tonhöhe. Ein Genie, das aber ohne Übung auch kein Meister geworden wäre, ist sich Rabung sicher. Denn nur durch regelmäßiges Wiederholen bilde man die Automatismen aus, die es einem ermöglichen, so virtuos zu spielen.

In der Musikschule Kern unterrichtet er etwa 30 Schüler pro Woche, viele davon seien zu Beginn gerade mal sechs oder sieben Jahre alt. In den Stunden spielten sie erstmal ihre Hausaufgaben-Stücke vor. Rabung achte vor allem darauf, dass die Noten und der Rhythmus stimmten. Bei Fortgeschrittenen lege er größeren Wert auf Geschwindigkeit und Intensität der Anschläge. Damit der Spaß nicht zu kurz kommt, spielt er auch mal Rihanna-Stücke: "Da lern auch ich immer was dazu!" Große Talente habe er schon einige unterrichtet. Einige hätten später in Orchestern gespielt, seien selbst Musiklehrer geworden. Etwa anderthalb Jahre dauere es, abhängig von Talent, Übung und Motivation, bis ein Schüler im Schnitt leichtere Stücke spielen könne. Rabung spüre nicht, dass die Kinder von den Eltern unter Druck gesetzt würden, ein neuer Liszt oder Mozart zu werden. Dass sich Klavierunterricht großer Beliebtheit erfreut, führt er darauf zurück, dass man mit dem Instrument anders als etwa bei Flöte oder Saxofon mehrere Töne gleichzeitig spielen oder sich selbst begleiten könne.

Für seinen Teil greift Rabung in die Tasten, seit er sieben Jahre alt ist. "Am intensivsten habe ich während des Studiums geübt", erklärt er, vier bis fünf Stunden täglich seien es gewesen. Inzwischen muss er nur noch vor Konzerten besonders üben, ansonsten beschert ihm sein Unterricht genügend Praxis. Seit 1997 ist er Lehrer an der Musikschule, hat schon mehrere nationale und internationale Preise gewonnen. "Je mehr man weiß, desto schwerer wird es. Man spielt dann nicht nur mechanisch die Noten, sondern macht sich Gedanken, wie schnell und wie laut man sie interpretiert", sagt Rabung. Etwa drei seiner im Schnitt 30 Schüler seien übrigens Erwachsene, die erstmals oder nach langer Pause Klavier spielten. Die älteste sei über 70 gewesen. Zunächst hätten Erwachsene einen Lernvorteil, doch bald "ziehen die Kinder davon". Sie seien lockerer. Auch ohne Liszt.    ek

musikschule-kern.de

bliesdalheim.de/rabung_juergen.htm

 

ZUR PERSON

Franz Liszt wurde am 22. Oktober 1811 in Raiding (damals Ungarn) geboren. Er war einer der prominentesten Klaviervirtuosen und produktivsten Komponisten des 19. Jahrhunderts. Er hat in vielen unterschiedlichen Stilen und Gattungen komponiert und war ein Wegbereiter der programmatischen Musik (sinfonische Dichtungen) und wird mit seinen Hauptwerken der "Neudeutschen Schule" zugezählt. In einem musikalischen Werkverzeichnis stehen, ohne literarische Arbeiten, über 700 Werke. Liszt war Mitbegründer des Allgemeinen Deutschen Musikvereins. Zu den Höhepunkten seines Schaffens gehören die Kompositionen "Ungarische Rhapsodie", "Faust-Sinfonie" und das Klavierkonzert Es-Dur. Im Alter von 54 Jahren empfing Liszt in Rom die "niederen Weihen" und den Titel Abbé. Nach eigenen Angaben hatte Liszt sich im Alter von sieben Jahren das Notenschreiben "allein angelernt". 1820 trat der Neunjährige mit einem Klavierkonzerts in Es-Dur von Ferdinand Ries in einem Konzert öffentlich auf. red
 

 

 

 

Locker dank Liszt

 

Zum virtuosen Klavierspieler wird man erst und nur durch jahrelanges Üben: Das erklärt Jürgen Rabung, der an einer Musikschule selbst seit 1997 Unterricht gibt. Und auch erklärt, warum Franz Liszt ihm selbst schon viel brachte.

 

 

Zweibrücken. Seine Finger tänzeln über die Tasten, mit strahlendem Gesicht greift Jürgen Rabung blitzschnell um, gleichzeitig bedient er spielend leicht das Fußpedal: In den Proberäumen der Zweibrücker Musikschule Kern demonstriert der Klavierlehrer die große Kunst des Musizierens. "Franz Liszts Stücke sind sehr anspruchsvoll. Sie zu spielen, hat mir vor allem technisch viel gebracht. Es hilft auch, bei vielen gleichen Bewegungen locker zu bleiben", erklärt Rabung. Wer verkrampft, klingt härter, auch wirke es sich auf die Ausdauer aus. Wichtig sei es daher, aus dem ganzen Arm heraus zu spielen und nicht nur aus den Fingern. Dann schlägt er sein Notenbuch auf, wählt ein Liszt-Stück aus und legt los: "An Liszt fasziniert mich das Virtuose, er hat die Technik sehr vorangebracht." Für einen Nicht-Musiker mutet es wie ein Wunder an, wie Rabung vor Noten nur so überquellende Seiten mit den Händen umsetzt. Sie geben vor, was seine linke und seine rechte Hand tun muss, wie intensiv er die Tasten herunterdrückt und wie schnell das alles geschehen soll.

Liszt habe etwa Beethoven- oder Schubert-Stücke fürs Klavier adaptiert, die teilweise im Original von einem Sänger begleitet worden seien. Liszt machte aus dem Gesangs- einen weiteren Klavierpart, variierte auch Melodien in der Tonhöhe. Ein Genie, das aber ohne Übung auch kein Meister geworden wäre, ist sich Rabung sicher. Denn nur durch regelmäßiges Wiederholen bilde man die Automatismen aus, die es einem ermöglichen, so virtuos zu spielen.

In der Musikschule Kern unterrichtet er etwa 30 Schüler pro Woche, viele davon seien zu Beginn gerade mal sechs oder sieben Jahre alt. In den Stunden spielten sie erstmal ihre Hausaufgaben-Stücke vor. Rabung achte vor allem darauf, dass die Noten und der Rhythmus stimmten. Bei Fortgeschrittenen lege er größeren Wert auf Geschwindigkeit und Intensität der Anschläge. Damit der Spaß nicht zu kurz kommt, spielt er auch mal Rihanna-Stücke: "Da lern auch ich immer was dazu!" Große Talente habe er schon einige unterrichtet. Einige hätten später in Orchestern gespielt, seien selbst Musiklehrer geworden. Etwa anderthalb Jahre dauere es, abhängig von Talent, Übung und Motivation, bis ein Schüler im Schnitt leichtere Stücke spielen könne. Rabung spüre nicht, dass die Kinder von den Eltern unter Druck gesetzt würden, ein neuer Liszt oder Mozart zu werden. Dass sich Klavierunterricht großer Beliebtheit erfreut, führt er darauf zurück, dass man mit dem Instrument anders als etwa bei Flöte oder Saxofon mehrere Töne gleichzeitig spielen oder sich selbst begleiten könne.

Für seinen Teil greift Rabung in die Tasten, seit er sieben Jahre alt ist. "Am intensivsten habe ich während des Studiums geübt", erklärt er, vier bis fünf Stunden täglich seien es gewesen. Inzwischen muss er nur noch vor Konzerten besonders üben, ansonsten beschert ihm sein Unterricht genügend Praxis. Seit 1997 ist er Lehrer an der Musikschule, hat schon mehrere nationale und internationale Preise gewonnen. "Je mehr man weiß, desto schwerer wird es. Man spielt dann nicht nur mechanisch die Noten, sondern macht sich Gedanken, wie schnell und wie laut man sie interpretiert", sagt Rabung. Etwa drei seiner im Schnitt 30 Schüler seien übrigens Erwachsene, die erstmals oder nach langer Pause Klavier spielten. Die älteste sei über 70 gewesen. Zunächst hätten Erwachsene einen Lernvorteil, doch bald "ziehen die Kinder davon". Sie seien lockerer. Auch ohne Liszt. ek

musikschule-kern.de

bliesdalheim.de/

rabung_juergen.htm

Zur Person

Franz Liszt wurde am 22. Oktober 1811 in Raiding (damals Ungarn) geboren. Er war einer der prominentesten Klaviervirtuosen und produktivsten Komponisten des 19. Jahrhunderts. Er hat in vielen unterschiedlichen Stilen und Gattungen komponiert und war ein Wegbereiter der programmatischen Musik (sinfonische Dichtungen) und wird mit seinen Hauptwerken der "Neudeutschen Schule" zugezählt. In einem musikalischen Werkverzeichnis stehen, ohne literarische Arbeiten, über 700 Werke. Liszt war Mitbegründer des Allgemeinen Deutschen Musikvereins. Zu den Höhepunkten seines Schaffens gehören die Kompositionen "Ungarische Rhapsodie", "Faust-Sinfonie" und das Klavierkonzert Es-Dur. Im Alter von 54 Jahren empfing Liszt in Rom die "niederen Weihen" und den Titel Abbé. Nach eigenen Angaben hatte Liszt sich im Alter von sieben Jahren das Notenschreiben "allein angelernt". 1820 trat der Neunjährige mit einem Klavierkonzerts in Es-Dur von Ferdinand Ries in einem Konzert öffentlich auf. red