Als bei Wack in Amerika Herbitzheimer Kerb war
Ein Amerikaner und ein
Saarländer entdecken gemeinsame Vorfahren
hüben und drüben
Bill Gorman traf
per Internet auf Alban Staab
Ihr
gemeinsamer Vorfahr war Franz Koch aus Rubenheim, dessen Nachfahren teilweise
nach Illinois auswanderten. Nun machten sich Bill Gorman und Alban Staab
zusammen auf Spurensuche.
Bliesdalheim.
"Nää" sagen kann er schon ganz gut. Aber wie man richtig im
typischen Bliestaltonfall "ei joo" sagt, das will Bill Gorman auf
jeden Fall noch lernen, wie er lächelnd versichert. Wir sitzen am
Esszimmertisch von Alban Staab in Bliesdalheim, und vor beiden Männern stapeln
sich Papiere, Namenslisten und Fotos. Ahnenforschung ist ein Hobby, das der
Amerikaner und der Saarländer gemeinsam haben. Aber nicht nur das, auch ein
gemeinsamer Name findet sich in ihren Stammbäumen: Franz Koch aus Rubenheim.
Vielleicht wird Bill einmal so gut "ei joo" sagen können wie es
vermutlich sein Urahn konnte, der von 1724 bis 1796 hier im Bliestal lebte und
mit Anna Weber aus Herbitzheim verheiratet war . . . Bill Gorman
aus Peoria im US-Staat Illinois und Alban Staab haben sich per Internet kennen
gelernt. Anfang November kam der 60-jährige Amerikaner an die Blies, auf der
Suche nach den Wurzeln seiner Herkunft. Der eifrige Internet-Surfer hatte vor
einiger Zeit die Homepage von Gersheim entdeckt und sich in die dortige
Gästeliste eingetragen. Er hoffte, so vielleicht jemanden auf sich aufmerksam
zu machen, der ihm bei der Ahnenforschung weiterhelfen könne. Alban Staab,
50-jähriger Lehrer aus Bliesdalheim, konnte, und nicht nur das - er entdeckte
auch den gemeinsamen Vorfahr Franz Koch.
Der
Amerikaner, der heute im US-Staat Colorado lebt, ist glücklich über seine
Reise an die Blies. "Unglaublich weit" sei er mit seinen Forschungen
hier gekommen, erzählt er in gutem Deutsch mit amerikanischem Akzent. Denn bis
vor kurzem wusste er von seiner Urgroßmutter Anna Wierschem geborene Koch nicht
viel mehr als den Namen. Jetzt konnte er mit Alban Staabs Hilfe sogar eine Kopie
der Geburtsurkunde seiner Urgroßmutter auf dem Blieskasteler Standesamt
entgegen nehmen. Anna Koch aus Erfweiler war die Nichte von Gertrauda Klammes
geborene Koch aus Herbitzheim, die wiederum die Ururgroßmutter von Alban Staab
aus Bliesdalheim war. Gertrauda war eine Urenkelin jenes Franz und die Enkelin
von dessen ältestem Sohn Johann Peter Koch. Bill Gorman wiederum stammt aus der
Linie des jüngsten Sohnes, Johann Georg Koch. Gertrauda war eine ungewöhnliche
Frau. Sie war schon über fünfzig, als sie - etwa gleichzeitig wie auch ihre
Nichte Anna - mit ihrem Mann Johann Klammes und vier Kindern nach Peoria
auswanderte. Auf der Seereise starb ihr Mann, doch Gertrauda und ihre teils
schon erwachsenen Kinder fassten offenbar schnell Fuß in der Neuen Welt, wie
aus einem Briefwechsel zwischen ihr und ihrem Sohn Johann hervorgeht. Dieser
Johann Klammes junior war in Bliesdalheim zurückgeblieben. In ihren Briefen schildert Gertrauda Einzelheiten des Lebens
in Peoria am Fluss Illinois, das eine aufstrebende Stadt war. "Dieses Jahr
wird wieder viel gebaut in Peoria. Drei Thaler in einem Tag verdient fast ein
jeder hier, wer nur schaffen will. Jakob verdient als manche Tage vier Thaler.
Vier Thaler sind nach deutschem Geld 16 Mark . . ." In einem
Brief vom 4. November 1886 schreibt Gertrauda von einem besonderen Höhepunkt in
Peoria: "Am Sonntag, den 14. wird bei Wack Herbitzheimer Kerb gehalten. Da
wollt ich, dass Ihr auch hier währet . . . Ihre Wirtschaft geht
gut. Sie haben schon vieles Geld gemacht . . ." Immer wieder
wollte Gertrauda auch ihren Sohn Johann dazu überreden, ebenfalls mit seiner
Familie auszuwandern. Dieser hatte zwar seine Mutter und Geschwister einmal in
den USA besucht, doch kehrte er nach zwei Jahren in die Heimat zurück, wo er
auch blieb. Seine Frau Elisabeth war nämlich der Meinung: "Was ich doo
hann, weeß ich. Was ich dort hann, weeß ich net." Eine von sieben Töchtern
dieses Johann Klammes, Katharina, war Alban Staabs Großmutter "Katche".
Das Haus Nummer 37 in der Bliesdalheimer Hauptstraße war ihr Elternhaus. Und
dort logierte jetzt auch Bill Gorman während seines Bliestal-Aufenthalts.
"Ich fühle mich wie zu Hause hier", strahlt er und zeigt auf ein großes
Einmachglas mit Zimtsternen. Er lobt "das gute deutsche Essen und die
Freundlichkeit der Leute". Nur dass die Autofahrer hier auf den schmalen
Straßen so rasen, das kann Bill Gorman nicht verstehen.
Die Erinnerungen und die
Zimtsterne werden ihn nach Colorado begleiten. Aber zuvor wird Bill Gorman noch
Station in der Eifel machen. Von dort stammt nämlich ein anderer Teil seiner
Vorfahren namens Wierschem. Alban Staab ist ebenfalls sehr zufrieden. Mit Bill
Gormans Hilfe hat er schon einige seiner Klammes-Verwandten in den USA ausfindig
gemacht.
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