Berufsvielfalt bringt individuelle Lebensläufe hervor Leitung
der Berufsbildendenschule stellt Eigenverantwortlichkeit und
Von Merkur-Mitarbeiterin Anna-Lena Kirch, 25. September 2007
Die Berufsbildende Schule in Zweibrücken vereint eine Vielzahl von Bildungsgängen. Das umfassende Angebot lockt eine vielfältige Schülerschaft in allen erdenklichen Altersstufen an.
Zweibrücken. Klassen mit einer Altersspanne von zehn Jahren gehören an der Berufsbildenden Schule (BBS) in Zweibrücken zum täglichen Brot. Die Schülervielfalt hängt eng mit dem breitgefächerten Bildungsangebot zusammen. Von der Berufsreife bis zur allgemeinen Hochschulreife hält die BBS zahlreiche Abschlüsse bereit, die wiederum auf unterschiedlichen Wegen zu erreichen sind. „Viele Schüler erhalten hier eine zweite Chance, weil sie hier unvoreingenommen behandelt werden", sagt Oberstudiendirektor Walter Rimbrecht. Wenn Schüler sich entschließen, noch einmal an die Berufsbildende Schule zu gehen, sind ihre Lebensläufe oft lang und verschlungen.Der 27-Jährige Stephan Alt hat nach der zehnten Klasse das Gymnasium abgebrochen, anschließend eine Lehre zum Koch absolviert und bei der Bundeswehr als Koch gearbeitet. Nach mehrjähriger Berufstätigkeit bei einer Cateringfirma besucht er jetzt die Berufsoberschule I in Zweibrücken. "Ich möchte mein Fachabitur und Abitur nachholen. Vielleicht studiere ich dann Lehramt." Die Schule ist mit 1734 Schülern und 91 Lehrkräften mit Abstand die größte Schule in Zweibrücken und wird jährlich mit 5,5 Millionen Euro vom Land finanziert. Um der Verantwortung gerecht zu werden, die eine solche Schülerzahl mit sich bringt, steckt die Berufsbildende Schule mitten in einem ständigen Optimierungs- und Verfeinerungsprozess und nimmt an zahlreichen Projekten in den Bereichen Qualitätsmanagement und eigenverantwortliches Lernen teil. Manche wiederkehrenden Probleme wie Unterrichtsausfall konnten auf diese Weise bereits eingedämmt werden. Im Rahmen des Projektes erweiterte Selbstständigkeit an Schulen (PES) steht den Schulen ein gewisses Budget zur Verfügung, mit dem sie bei temporärem Lehrermangel aus einer Vertretungsdatenbank eigenständig Vertretungslehrkräfte „einkaufen" können. „Das können, Uni-Absolventen oder ehemalige Lehrerinnen mit Kindern sein. Je besser die Qualifikation der Leute, umso länger sind sie einsetztbar" erläutert Schulleiter Walter Rimbrecht das Prinzip des Projektes.
Eine von vier Modellklassen ist die Altenpflegeklasse von Hildegard Knauf. Im Sinne von „eiLe" hat die Klasse eigenständig eine Informationsbroschüre zu dem Thema Biografiearbeit erstellt. Die Broschüre richtet sich an Angehörige von Demenzkranken. „Wir wollen die Angehörigen dazu anregen, trotz Datenschutz persönliche Informationen aus der Vergangenheit ihrer pflegebedürftigen Angehörigen preiszugeben. Diese sind Informationen sind für der Pflegher wichtige Anhaltspunkte im Umgang mit seinem Patienten", erklärt Pflegeschülerin Bernadette Asbai. Diese Erkenntnisse können beispielsweise bei einer Beschäftigungstherapie Anwendung finden. „Wenn wir wissen, dass ein Patient früher Schreiner war, würden wir ihn dann beispielsweise keine Blumen binden lassen", fügt Bernadette hinzu. Generell
setzt sich auch an der BBS der Trend zu einem Ausbau des
Beratungsangebotes und der Teamarbeit durch. Besonders im
Berufsvorbereitungsjahr und in der Berufsfachschule I ist es unabdingbar,
dass optimale Beratungsarbeit geleistet wird. Die Schüler dieser
Bildungsgänge sind oft nicht freiwillig hier, sondern hätten lieber
einen Ausbildungsplatz gehabt und mussten bisher viele Niederlagen
einstecken", erklärt Rimbrecht, Um dieses Problem anzugehen, hat
Hildegard Knauf für die Berufsfachschule I einen Beratungspass erstellt
und einen Schülersprechtag eingeführt. Das Tutorensystem, das dieses
Jahr in der Berufsfachschule I eingeführt wurde, bedient einen ähnlichen
tieferen Sinn wie die übrigen Beratungsmaßnahmen. Alle Schüler haben
mit jeweils zwei Lehrern ein Zielvereinbarungsgespräch, in dem Lehrer und
Schüler einen Vertrag schließen. Die Jugendlichen sollen ihr Leben in
die Hand nehmen und das Gefühl haben, dabei unterstützt zu werden.
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Der Pfälzische Merkur beleuchtet in einer Serie die einzelnen Ausbildungsmöglichkeiten an der BBS Zweibrücken.
„Merkur“-Serie Teil 1: Ein Bericht von PETER FROMANN erschienen am 22. Januar 2004
Einen ,,Job“ zu finden und schnell ,,Cash“ zu machen, das wird immer schwieriger, wenn man nichts gelernt hat. Viel lernen kann aber jedermann (-frau) an den Berufsbildenden Schulen in Zweibrücken.Zweibrücken. Der Gesetzgeber schreibt in Deutschland eine zwölfjährige Schulpflicht vor. Nach zwölf Jahren kann der Schüler auf Gymnasien das Zeugnis der Reife erlangen, das zum Studium an Universitäten berechtigt. Es gibt aber auch viele andere Bildungswege, die letzten Endes über die Erlangung der Fachhochschulreife und des Vordiploms zum Studium an Universitäten führen können. Das Bindeglied für das Studium an Fachhochschulen und Universitäten ohne Abitur bildet in Zweibrücken die Berufsbildende Schule in der Landauer Straße 22, die seit 2002 unter Leitung von Oberstudiendirektor Walter Rimbrecht steht. „Es gibt bei uns in der Tat eine Großzahl von Möglichkeiten, sich direkt für den Beruf zu qualifizieren oder eben als Voraussetzung dazu die Fachhochschulreife anzustreben“, betont Walter Rimbrecht gegenüber dem ,,Merkur“. Schüler, die den Hauptschulabschluss besitzen oder die in der neunten Klasse von anderen Schulen abgehen, ohne das Zeugnis der Mittleren Reife zu besitzen, können in der Berufsbildenden Schule folgende Wege einschlagen: Entweder durch eine Lehrlingsausbildung (Azubi) mit Berufsschule, wie es schon immer im Dualen System vorgesehen war, ihren beruflichen Abschluss machen und auf dem weiteren Ausbildungsweg nach Erlangung der Mittleren Reife (qualifizierter Sekundarabschluss I) oder einer entsprechenden gleichwertigen Qualifikation die Berufsoberschule besuchen, die zur Fachhochschulreife führt. Oder die Schüler können die Berufsfachschule besuchen, die die Mittlere Reife einschließt, anschließend die Höhere Berufsfachschule und nach einer Ergänzungsprüfung mit Praktikum so die Fachhochschulreife erlangen. Schüler mit Hauptschulabschluss und Lehre, bzw. Berufstätigkeit können auch die Fachschule für Altenpflegehilfe besuchen. Haben sie eine Lehre abgeschlossen oder besitzen die Mittlere Reife, bietet sich bei Interesse der Besuch der Fachschule für Altenpflege an. Schüler von Förderschulen, früher Sonderschulen, müssen ein Berufsvorbereitungsjahr durchlaufen, das zum Hauptschulabschluss führen kann. Wird der Hauptschulabschluss nicht erreicht, erfolgt über andere Maßnahmen die Einfädelung in eine entsprechende Berufsausbildung. „Die Berufsbildende Schule bietet also ein weitgehend perfektes Ausbildungsprogramm für alle jungen Menschen an, egal welcher Leistungsstufe sie angehören“ betont Walter Rimbrecht. Niemand wird allein gelassen. Die Schulpflichtverpflichtung zwingt die Bildungsträger, vielfältige Ausbildungsprogramme anzubieten. Die Berufsbildende Schule in Zweibrücken kommt dieser Verpflichtung natürlich nach. Und das Angebot wird in allen Sparten gut angenommen. Im Jahre 2003 besuchten die Berufsbildende Schule in Zweibrücken 1430 Schüler, von denen 826 Vollzeitschüler waren. In 73 Klassen unterrichteten 81 Lehrkräfte. Die Anmeldungen für 2004 laufen den ganzen Februar durch, wer die Anmeldefrist versäumt, kann sich auch später anmelden, kommt dann aber auf eine Warteliste, „die jedoch in der Regel noch zu einer Aufnahme im laufenden Jahr führt“, betont der Schulleiter. Das neue Schuljahr beginnt am 30. August. |
Wenn Spätstarter durchstarten Kleine Einführung in die Möglichkeiten der Berufsbildenden Schulen
„Merkur“-Serie Teil zwei: Ein Bericht von PETER FROMANN erschienen am 24./25. Januar 2004
Viele Pennäler möchten so schnell wie möglich das Kapitel Schule abhaken. Dabei kann der Schüler zwischen vielen Abschluss-Wegen wählen. Doch gerade Noten sind das "Sesam-Öffne-Dich" in der Berufswelt. Zweibrücken. Sinn dieser kleinen "Merkur"-Serie soll es sein, Schüler und Eltern mit den Möglichkeiten bekannt zu machen, die die Berufsbildenden Schulen bieten, wenn der Schüler die Hauptschule durchlaufen hat oder eine Allgemeinbildende Schule besucht hat, ohne die Mittlere Reife erlangt zu haben. Schüler beider Gruppen besitzen die Berufsreife, das bedeutet, sie können eine zwei- bis dreieinhalbjährige Lehre beginnen mit gleichzeitiger Berufsschule. Will der Schüler keine Lehre beginnen oder findet er keine Lehrstelle, bieten die Berufsbildenden Schulen die zweijährige Berufsfachschule an, deren erfolgreicher Abschluss den Erwerb der Mittleren Reife beinhaltet mit allen weiterführenden Möglichkeiten. Die Berufsfachschule I bietet Berufliche Grundbildung in Metalltechnik, Wirtschaft und Verwaltung, Gesundheit / Pflege, Hauswirtschaft / Sozialwesen und Elektrotechnik. "Wer diese Klasse besteht, aber nicht den Notendurchschnitt erreicht, der zur Versetzung in die Berufsfachschule II erforderlich ist, bekommt ein Abschlusszeugnis, das bessere Voraussetzungen bietet, eine Lehrstelle zu finden, als der bloße Hauptschulabschluss", erklärt Hildegard Knauf. Die Oberstudienrätin ist für die Schul-Laufbahnberatung und für Öffentlichkeitsarbeit zu ständig und unterrichtet Englisch und Religion. Wer den Noten-Durchschnitt drei erreicht, wobei in wenigstens zwei der Fächer Deutsch, Mathematik, Fremdsprache mindestens die Note befriedigend (drei) gegeben sein muss, kann die Berufsfachschule II besuchen. Am Ende, nach nun insgesamt zweijährigem Besuch der Berufsfachschule, besitzt er den Qualifizierten Sekundar I-Abschluss oder die Mittlere Reife. "Begabte Schüler können im Einzelfall die Berufsfachschule I überspringen und sogar eine Begabtenförderung erhalten", sagt Knauf. Wer schon die zehnte Klasse einer Allgemeinbildenden Schule erfolgreich
durchlaufen hat, besitzt die Mittlere Reife, genau wie die Schüler, die
den Abschluss der Berufsfachschule II geschafft haben. Beide können jetzt
zwei Jahre die weiterführende Höhere Berufsfachschule mit den Fächern
Betriebswirtschaft, Datenverarbeitung und Fremdsprachen besuchen. Durch
die Einführung von Wahlpflichtfächern und die Wahl von Schwerpunkten
haben die Schüler in einem gewissen Umfang die Möglichkeit, die
Lerninhalte entsprechend ihren Interessen und Neigungen zu wählen. Nach
erfolgreichem Abschluss der Höheren Berufsfachschule können eine Ergänzungsprüfung
und ein Praktikum zur Fachhochschulreife führen. Wer dann dort das
Vordiplom erwirbt, kann sogar ein Studium an der Universität aufnehmen.
Der Absolvent der Höheren Berufsfachschule ist staatlich geprüfter kaufmännischer
Assistent für Betriebswirtschaft, beziehungsweise für Datenverarbeitung
oder staatlich geprüfter Fremdsprachenassistent. |
Der Lehrer als lebendes Beispiel |
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Die richtige Mischung machts Mechatroniker:
ein Beruf mit Zukunft - Neue Möglichkeiten in der Berufsbildenden Schule |
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Teamarbeit bei Lehrern und Schülern gefragt
„Merkur“-Serie Teil fünf: Ein Bericht von PETER FROMANN
Schulpflicht muss erfüllt werden: Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) an den Berufsbildenden Schulen Zweibrücken Zweibrücken (fro). Die Berufsbildenden Schulen (BBS) in Zweibrücken haben für Jugendliche ohne Hauptschulabschluss, seien es Abgänger der achten oder neunten Klassen von Allgemeinbildenden Schulen oder auch Schüler von Förderschulen das Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) vorgesehen. Der Besuch ist Pflicht. Falls nach dem Berufsvorbereitungsjahr kein Ausbildungsverhältnis eingegangen wird, ist die Schulpflicht erfüllt. Zu Problemen kann die Zusammenfassung zu gemeinsamen Klassen mit Schülern verschiedenster Bildungsstufen führen. Frustrationen infolge Über- oder Unterforderung können auftreten. Dem gleich anfangs zu entgegnen, helfen erlebnispädagogische Tage weiter. "So steht am Beginn der Schulzeit eine dreitägige Freizeit in Fischbach, in der sich die Jugendlichen in Gruppen zusammenfinden und Bekanntschaft schließen können. Und auch wir Lehrer gewinnen Aufschluss über Veranlagung und Bildungsstand der Einzelnen", sagt Andreas Schöneweiß, Lehrer für Fachpraxis im BVJ. So dass die Schüler letztendlich zu entsprechenden Klassen zusammengeführt werden können. Zurzeit gibt es fünf Schulklassen im BVJ an den BBS Zweibrücken: drei im gewerblich-technischen Bereich und zwei im hauswirtschaftlichen-sozialpflegerischen Bereich. Das Alter der Schüler bewegt sich zwischen 14 und 17 Jahren. Besonders schwierig kann sich der Unterricht mit Aussiedlerkindern und Ausländern gestalten, wenn sie der deutschen Sprache nicht mächtig sind. "Oft sind die Lernschwierigkeiten durch häusliche Missstände bedingt, mitunter auch durch Suchtprobleme, sei es Alkohol oder Rauschgift in allen Formen", sagt Sozialpädagogin Andrea Bölke. Sie ist seit acht Jahren an der Schule tätig. Studiendirektorin Hildegard Knauf kann bestätigen, dass sich die Verhältnisse seither erheblich gebessert haben. Sobald die Schüler sich zu einem Gespräch öffnen, ist der erste, schwerste Schritt getan. So machen Sucht- und Drogenprävention einen guten Teil der Schularbeit aus. Zur Pädagogik gehören zum Beispiel Besuche der Entzugsklinik in Landau, Veranstaltungen zusammen mit der Polizei und überhaupt die gesamte Sozialarbeit, die vom Jugendamt mitgetragen und gefördert wird. "Gespräche mit Suchtpatienten in Landau, die sich im gleichen Alter befinden und die gleiche Sprache sprechen wie die Schüler, wirken erheblich nachdrücklicher als das bloße Dozieren", betont Bölke. Unter bestimmten Voraussetzungen erhalten die Schüler dieses Bildungsganges ein Abschluss-Zeugnis, das die Berufsreife (Hauptschulabschluss) einschließt, beziehungsweise den Bildungsstand eines gleichwertigen Abschlusses bescheinigt. Der Unterricht in diesen Klassen stellt an das Lehrpersonal besondere Anforderungen. "Man muss der Typ dafür sein", sagt Andreas Schöneweiß. Jung und robust in jeder Beziehung zu sein ist schon einmal eine gute Voraussetzung, und nur Stoffvermittler sind sicher hier falsch am Platz. Teamarbeit ist gefragt. Denn nur die Bündelung der Energien ist das richtige Rezept und hilft allen weiter. "Die Lehrer hier im Berufsvorbereitungsjahr bilden ein gutes Team", bestätigt der Lehrer für Fachpraxis. Und dazu gehört auch Andrea Bölke.
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