Besondere Merkmale der Kaninchen und Hasen
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Pflanzenfresser.
Hasentiere nehmen ausschließlich pflanzliche Nahrung zu sich. Sie bevorzugen
Gräser, Kräuter, Feldfrüchte, Getreidepflanzen, Rinde und junge Triebe von
Gehölzen.
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Zahnwachstum.
Die Kaninchenzähne sind dazu angepasst, auch harte Nahrung zu zerkleinern.
Neben den Backenzähnen haben Hasentiere im Ober- und Unterkiefer die großen
vorderen, zum Nagen geeigneten Schneidezähne. Charakteristisch ist die zweite Zahnreihe, kleine
Stiftzähnchen, die hinter den beiden Schneidezähnen im Oberkiefer sitzen. Die Schneidezähne nutzen sich
beim Zerkleinern des Futters und den Mahlbewegungen ab, wachsen aber
entsprechend ihrer Abnutzung nach, wie
spezielle Studien gezeigt haben. Die Abnutzung der Zähne und somit das
Zahnwachstum sind von der Struktur und der Härte des Futters abhängig. Bei der
Fütterung mit hartem Futter (Körner u.a.) wachsen die Schneidezähne
täglich 0,2 bis 0,5 mm und bei der Ernährung mit weichem Futter (Getreideschrot,
gekochte Kartoffeln) nur 0,01 - 0,11 mm.
Die Backenzähne sind wurzellos.
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Zahnabnutzung. Wichtig für eine vernünftige Abnutzung der Zähne ist eine
kaninchengerechte Ernährung. Gräser, Kräuter und Heu enthalten die wichtige
Kieselsäure ebenso wie verschiedene andere Stoffe (z.B. Lignin), die dem
Zahnabrieb dienen. Je länger ein Kaninchen zu kauen hat, desto größer ist der
Erfolg. Am längsten gekaut werden langfasrige Futtermittel. Frische Gräser und
Kräuter sind besonders effektiv für die Abnutzung der Zähne, weil sie lange und
viel gekaut werden und von ihrer Struktur und Zusammensetzung den Bedürfnissen
des Kaninchens entsprechen.
Ohne diese artgerechte Fütterung kann es zu Verdauungsproblemen kommen.
Neben dem Schmirgeleffekt der kleinen Kieselsäure-Kristalle und dem
Gegeneinanderreiben der Zähne beim Kauvorgang können insbesondere die
Schneidezähne auch durch das Kaninchen selbst abgenutzt werden. Durch
Aufeinanderreiben der Zähne können diese auf die passende Länge geschliffen
werden.
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Caecotrophie.
Die Besonderheit des Verdauungsablaufs bei Kaninchen
nennt man Caecotrophie.
Kaninchen und Hasen scheiden neben den hasentypischen
festen Kotbällchen während Ruheperioden eine zweite Form
von Kot, den so genannten Blinddarmkot
(Caecotrophe), aus. Es sind kleinere,
feuchte,
in Schleim eingehüllte,
schwach geformte
Kügelchen, die das Kaninchen regelmäßig schon während der Ausscheidung
direkt vom After weg unzerkaut verschluckt. Diese spezielle Form des Kotfressens stellt
keine Anomalie dar, sondern ist ein natürliches Verhalten. Der Blinddarmkot
versorgt das Kaninchen mit lebensnotwendigen Vitaminen (B12), Wirkstoffen (Niacin, Riboflavin), und Eiweißbausteinen (Aminosäuren). Darüber hinaus
fördert der aufgenommene Blinddarmkot die Magen- und Darmverdauung, dient als
Transporthilfe und verbessert die Rohfaser- und Proteinverwertung.
Die aufgenommenen
Kotbällchen
werden zunächst im vorderen Fundusteil des Magens gespeichert, wo sie,
von einer Membran umhüllt, für mehrere Stunden weiter bakteriell vergoren
werden. Dabei entsteht unter anderem Milchsäure.
Der Fundus der Tiere fungiert also in ähnlicher Weise wie der
Pansen der
Wiederkäuer als Gärkammer. Erst später werden die restlichen Caecotrophe
nach und nach mit dem übrigen Mageninhalt verdaut.
Der Vorteil dieses Verhaltens liegt in der besseren Verwertung der Nahrung.
Das Material dieser Kügelchen stammt aus dem Blinddarm,
wo es bereits einer bakteriellen Vergärung unterworfen wurde. Es ist wesentlich
eiweiß- und bakterienreicher als der normale Kot. Die zweimalige
Passage von 80 bis 100 Prozent der Nahrung durch den Darmkanal und die damit
verbundene bessere Ausnutzung der von den Bakterien aufgeschlossenen Nahrung
ist für die Ernährung der Tiere von entscheidender Bedeutung.
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Fell. Kaninchen besitzen ein ziemlich
dichtes, weiches Fell mit vollständig
behaarten Füßen. Wir unterscheiden verschiedene Haararten: Unterhaar,
Deckhaar, Grannenhaar sowie Tast- und Spürhaar.
Auf den Fußsohlen sind die Haare
fester in der Struktur und im Querschnitt nicht rund wie das übrige Haar,
sondern quadratisch.
Für das Wildkaninchen ist
das erdbraune Fell eine hervorragende Tarnung im verdorrten Gras.
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Augen. Die seitliche
Anordnung der Augen ist typisch für ein Fluchttier, das auf gute Rundumsicht
angewiesen ist.
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Schwanz. Der Schwanz, meist Blume genannt, ist kurz, behaart und buschig,
beim Pfeifhasen nicht sichtbar.
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Ohren. Die Ohrmuscheln sind groß, das Gehör ist hoch entwickelt.
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Gehirn. Das Gehirn ist primitiv.
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Fluchtschlag. Anders als
Nagetiere können Hasentiere mit ihren Vorderpfoten nicht greifen. Dagegen
sind sie in der Lage, mit den Hinterpfoten heftige Schläge auszuteilen.
Wenn sich Kaninchen bedroht fühlen, schlagen sie mit den Hinterläufen auf
den Boden (Fluchtschlag), um die anderen in der Kaninchengruppe zu warnen.
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Nasenblinzeln. Eine typische Verhaltensweise ist das Nasenblinzeln. Die mit einer Fellfalte
bedeckten Nüstern werden rhythmisch zurückgezogen.
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Geruchssinn. Durch den
feinen Geruchssinn können sich Kaninchen in ihrer Gruppe gegenseitig am
Geruch erkennen.
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Strecken. Hasen und Kaninchen strecken sich wie Raubtiere.
Feldhäschen Poppel
erzählt seine Geschichte |
Am frühen Morgen des 18. Mai 2002, es ist Pfingstsamstag, ein
Rest meiner Nabelschnur ist noch zu fühlen, nimmt mein Schicksal einen
außergewöhnlichen Lauf. Riesige, lärmende Mähmaschinen und große
Traktoren mit Ladeanhängern fahren unentwegt ihre Bahnen, rauben mir und
vielen anderen die lebensnotwendige Deckung, machen unseren Lebensraum
von einer auf die andere Stunde unbewohnbar.
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18.
Mai 2002
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Auf der
Weide bei der Rinderherde hätte ich noch eine Überlebenschance, aber vor
den vielen trampelnden Hufen habe ich ungeheure Angst und flüchte durch
den Maschendraht in einen angrenzenden Hausgarten. Dort entdeckt mich im
Gras gegen 9.30 Uhr als erstes ein Huhn, das durch sein neugieriges
Verhalten den Hausbesitzer auf mich aufmerksam macht. Es ist der Webmaster
der Bliesdalheimer Internetseite, die Seite mit dem Dalemer Hasen.
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18. Mai 2002
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Während
ich kurze Zeit später im Wohnzimmer gemütlich auf dem Teppich sitze, wo
mir auch der einsetzende Regen nichts anhaben kann, findet meine
Pflegefamilie bereits nützliche Informationen im Netz über das Aufpäppeln
von jungen Feldhasen von Kerstin Slomianka. Um die Mittagszeit gibt's
schon die erste warme Flaschen-Mahlzeit für mich.
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19. Mai 2002
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Pfingstsonntag. Das Saugen aus der Einwegspritze mit übergestülptem
Fahrrad-Ventilschlauch war nur eine Verlegenheitslösung, denn mit dem
Trinkfläschchen aus der Tierarztpraxis geht's viel besser. Ein hohes Maß
an Geduld habe ich meiner Pflegemutter abverlangt bis ich mich schließlich
an den Gummisauger gewöhnt hatte. Die Katzenaufzucht-Milch schmeckt
gar nicht mal so schlecht und Fencheltee bekomme ich auch eingeflößt. |

19. Mai 2002
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Ein
Drittel meines Körpergewichtes soll ich täglich als Milch zu mir nehmen,
aufgeteilt in kleine Rationen, die ich alle zwei bis drei Stunden bekomme.
Meine Mutter würde mich nur einmal am Tag säugen.
Am Anfang läuft noch einiges daneben wie man sieht, aber es geht von mal
zu mal besser. Nach zwei Tagen habe ich 20 Gramm zugenommen, wiege 140
Gramm und bin schon fast so groß wie das Trinkfläschchen (10 cm). |

24. Mai 2002
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Der kleine
David interessiert sich sehr für mich und hilft auch gerne beim Füttern.
Dank meines großen Appetits habe ich mich zu einem guten Trinker
entwickelt und sauge stets mein Fläschchen bis auf den letzten Tropfen
aus, fünf bis sechs mal am Tag. |

24. Mai 2002
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Gesund und
munter stelle ich meine Lebendigkeit wann immer es geht unter Beweis, in
der Wohnung ebenso wie im Wiesengarten. Ansonsten schlafe ich noch viel
und finde in meiner kleinen Box die nötige Ruhe. |

26. Mai 2004
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Genau acht
Tage "wohne" ich nun hier und kenne mich in jedem Winkel bestens aus. Mein
Gewicht habe ich verdoppelt, wiege 240 Gramm und bin jetzt auch viel
größer als mein allerliebstes Milchfläschchen. |

7. Juni 2002
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Im zarten
Alter von drei Wochen, sind meine Löffel schon ganz schön lang gewachsen.
Zusätzlich zu den Milchmahlzeiten fresse ich gerne auch frisches Grün, am
liebsten Kleeblätter und -blüten. |

13. Juni 2002
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Der
alt-bewährte Kükenlaufstall wurde für mich hergerichtet, so dass ich mehr
an der frischen Luft sein darf. Sennenhündin Sandy beobachtet mich
ständig. Ob sie auf mich aufpasst? |

18. Juni 2002
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Genau
einen Monat lebe ich nun hier wohlbehütet auf dem Rech in Bliesdalheim und
bekomme immer noch zwei bis drei mal täglich mein Fläschchen, obwohl die
Säugezeit normalerweise jetzt zu Ende geht. Aber die Rationen werden immer
kleiner. |

20. Juni 2002
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Nach
belieben kann ich frisches Grün genießen, in jener Wiese, in die ich mich
als Winzling gerettet habe. Außerdem bietet der Garten manches was mir
besonders gut schmeckt. Ganz gerne fresse ich auch ein paar
Getreidekörnchen. |

7. Juli 2002
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Sandy
lässt mich nicht aus den Augen. Gerne würde ich mit ihr über die Wiesen
jagen und Haken schlagen. Aber wer weiß, wie das Treiben enden würde? |

8. August 2002
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Eva, Klara
und Darius sehen hin und wieder nach mir und reichen mir frische
Löwenzahn- und Kleeblätter, die ich gerne aus der Hand fresse. |

24. August 2002
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Wenn Sandy
im Haus ist, gehört mir der ganze Garten. So wie heute Abend wieder, da
durfte ich nach Herzenslust rennen und alles beschnuppern. David hat sich
mit mir gefreut und die Gelegenheit genutzt mich zu füttern und zu
streicheln. |


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Im
September wurde mein Freiheitsdrang immer größer, so dass ich vor allem in
den Dämmerungsstunden unentwegt am langen Gartenzaun hin und her lief und
eine Lücke suchte. Die Unruhe wurde schließlich so stark, dass meine
Pflegefamilie mir die ersehnte Freiheit zurückgegeben hat - mit gemischten
Gefühlen, wie ich beim Abschied spüren konnte. |
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